Aufgaben und Zielsetzungen von Sakyadhita im Westen
von Rotraut Wurst
- Vorstellung von Sakyadhita International
Sakyadhita International, das internationale Netzwerk buddhistischer Frauen, wurde auf Initiative von Ayya Khema, von Bhiksuni Karma Lekshe Tsomo, Dr. Chatsumarn Kabilsingh, und Carola Roloff bzw. Bhiksuni Jampa Tsedroen, auf der ersten Konferenz buddhistischer Nonnen 1987 in Bodhgaya, Indien, gegründet. Ayya Khema ist Nonne in der Theravada – Tradition und Leiterin des Buddha – Hauses im Allgäu. Die Amerikanerin Bhiksuni Karma Lekshe Tsomo ist Nonne in
der tibetischen Tradition. Dr. Chatsumarn Kabilsingh ist Professorin an der Thammasat University in Bangkok, beteiligt am Netzwerk Engagierter Buddhisten und Repräsentantin von Sakyadhita Thailand. Carola Roloff ist Nonne in der tibetischen Gelugpa – Tradition und war bis 1995 Repräsentantin für Sakyadhita Deutschland. Unter Schirmherrschaft S. H. des Dalai Lama organisierten sie die erste „Conference on Buddhist Nuns“.
1.1. Austausch von Erfahrungen
Auf der Konferenz in Bodhgaya trafen sich zum ersten Mal in der buddhistischen Geschichte Nonnen der verschiedenen Traditionen und verschiedener Herkunftsländer, unter ihnen auch viele interessierte Mönche. Das erste Mal seit dem Verschwinden des Nonnenordens in Indien wurde das Bhiksunis-Pratimoksa von zehn Bhiksunis aus verschiedenen buddhistischen Traditionen und Nationalitäten gemeinsam rezitiert und Verfehlungen bekannt. Das, wenn frau so will, „ökumenische“ Treffen, gab den Ordinierten ein Forum, sich auszutauschen; ein Austausch zum einen darüber, was es heißt, in einer modernen Gesellschaft, in buddhistischen, wie in nicht-buddhistischen Ländern, das Leben einer buddhistischen Nonne zu führen, zum anderen, was es heißt, in den verschiedenen Traditionen als ordinierte Frau zu leben.
Die Frage, wie die in den meisten buddhistischen Traditionen und Ländern verloren gegangene Bhiksuni-Tradition für Frauen wieder etabliert werden kann, wurde hier erstmalig diskutiert und wurde zum Diskussionsthema Nummer Eins auf den weiteren Konferenzen: Außer in China, Korea und Vietnam, deren buddhistische Traditionen vollordinierte Nonnen kennen, ist in den anderen Ländern, die bis auf den historischen Buddha zurückführbare Übertragungslinie auf der Basis einer der Tradition entsprechenden Ordensaufnahme für Frauen unterbrochen und nicht mehr aufgenommen worden. Im Fall der Mönche dagegen war, wenn eine Übertragungslinie beispielsweise durch Krieg verlorenging, die volle Ordination durch die Hinzuziehung von Ordenangehörigen anderer Länder, die die Lehre bewahrt hatten, der Mönchsorden wieder hergestellt worden. Der Statusverlust des Nonnenordens durch die nicht zur Verfügung stehende Bhiksuni-Ordination hat dazu geführt, daß Nonnen an sozialer und religiöser Wertschätzung verloren haben und anders als die Mönche in der Regel über geringere Möglichkeiten der Bildung, der religiösen Entwicklung oder auch des materiellen Wohlergehens verfügen.
Sakyadhita International sieht es aufgrund der Bedeutung, die die Ordination und der intakte und lebendige Nonnenorden gerade auch für die gesellschaftlichen, religiösen und persönlichen Fragen von heute darstellen, als wesentliche Aufgabe an, Frauen die volle Ordination wieder zugänglich zu machen und dabei mitzuwirken, daß in den verschiedenen buddhistischen Traditionen erneut oder erstmalig anerkannte Nonnenorden entstehen, die sich den Anforderungen in einer modernen Gesellschaft stellen können.
1.2. Geschichte und Entwicklung von Sakyadhita
Auf der ersten „Conference on Buddhist Nuns“, wurde Sakyadhita, das internationale Netzwerk buddhistischer Frauen gegründet mit dem Ziel, der „Bereitstellung von Ausbildungs- und Forschungsmöglichkeiten“, in denen Frauen als Lehrerinnen ausgebildet werden sollen. Außerdem sollen Frauen unterstützt werden, „die ordiniert werden möchten, und langfristig“ soll darauf hingewirkt werden, „daß die volle Ordination für Buddhistinnen in allen Ländern eingeführt wird.“ Da die erste Konferenz buddhistischer Frauen 1987 das große Interesse buddhistischer Laiinnen erregt hatte, wurden die nachfolgenden Konferenzen in „Conferences on Buddhist Women“ geändert und so für alle Frauen geöffnet, seien sie ordiniert oder nicht. Die Konferenzen fanden in Abständen von zwei Jahren in verschiedenen asiatischen Ländern statt, so 1991 in Thailand, 1993 in Sri Lanka und 1995 in Ladakh.
Die Bedürfnisse buddhistischer Frauen nach Unterstützung, Bildung und internationaler Vernetzung bei der Anpassung ihres religiösen Weges an moderne Erfordernisse bildet einen weiteren Schwerpunkt des buddhistischen Frauennetzwerkes Sakyadhita. Aufgrund dessen sind die Konferenzen jedesmal gekennzeichnet durch einen ökumenischen, interreligiösen und interkulturellen Austausch.
Alle drei Konferenzen, die jeweils von hohen staatlichen und buddhistischen Persönlichkeiten eröffnet und begleitet wurden, haben dem Anliegen der Nonnen nach Statusanerkennung und Zugang zu Bildung, einschließlich moderner Bildung, durch das Entstehen von Projekten, die finanziell unterstützt werden, Erfolge gebracht. Gleichzeitig bekamen die Ziele von Sakyadhita durch Printmedien und Fernsehberichte breite Öffentlichkeit.
Die 5. Konferenz buddhistischer Frauen ist für 1997/98 in Kambodscha geplant. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
1.3. Arbeitsgruppen und Organisationsform von Sakyadhita International
Sakyadhita International gibt eine Newsletter heraus, für die Karma Lekshe Tsomo verantwortlich zeichnet. Die Ergebnisse der ersten Konferenz wurden in Buchform veröffentlicht; deutsch: „Die Töchter des Buddha“. Die Ergebnisse der vergangenen drei Konferenzen sind für die Veröffentlichung gerade in Bearbeitung. Eine Literaturgruppe, die buddhistische Texte und Arbeiten über Buddhismus mit dem Schwerpunkt „Frau und Buddhismus“ sammelt, wird von Prof. Janis D. Willis, (Mgl. Sakyadhita USA) koordiniert. Die Vinaya-Forschungsgruppe wird von Carola Roloff (Mgl. Sakyadhita Deutschland) koordiniert und hat die Aufgabe, eine gesicherte Basis für die Wiedereinführung der Bhiksuni – Ordination zur Verfügung zu stellen. Sakyadhita International mit Sitz in Honolulu, Hawaii, ist dort eine „not for profit organization“. Sie hat 600 Mitglieder weltweit und 1800 Interessierte registriert. Auf jeder Konferenz steht der siebenköpfige Vorstand, bestehend aus Präsidentin, Vizepräsidentin, Generalsekretärin und Kassenwartin plus drei Direktorinnen: für Zentralasien, Südostasien und Europa, samt den Länderrepräsentantinnen neu zur Wahl.
- Sakyadhita Europa
Sakyadhita im Westen bedeutet einerseits Sakyadhita USA mit der bereits oben genannten Literaturgruppe und der Sakyadhita Newsletter, andererseits Sakyadhita Europa. Sakyadhita Europa besteht bisher aus sechs Ländern, in denen es gewählte Länderrepräsentantinnen gibt:
- Deutschland: Bisher ist Sakyadhita Deutschland ein lockeres Netzwerk von rund 20 Mitliedern. Seit der letzten Konferenz, bei der Bhiksuni Jampa Tsedroen vom Amt der Repräsentantin zurücktrat, gibt es eine neue Repräsentantin. Das erste Mitgliedertreffen im Oktober letzten Jahres fand positive Reaktionen und wurde auch von Interessierten, also Nicht – Mitgliedern besucht.
– England: Immer wieder gab es in England lokale Treffen, doch leider wenig Rückkoppelung zu Sakyadhita International. Auf der letzten Konferenz wurde eine neue Repräsentantin gewählt. Es besteht der Wunsch nach verstärktem „Networking“ durch Treffen der Länderrepräsentantinnen Europas und die Absicht, an der geplanten Zeitschrift Sakyadhita Deutschlands mitzuarbeiten.
– Holland: Die holländische Repräsentantin arbeitet in Ladakh am Aufbau eines Nonnenklosters mit, ein Projekt von Sakyadhita International, das auf der letzten Konferenz 1995 entstand.
– Italien, Schweden und die Schweiz sind seit der vergangenen Konferenz erstmalig dabei.
Bisher steht Sakyadhita Europa per Brief, Fax und Telefon untereinander in Verbindung. Ein Treffen war bislang noch nicht möglich, soll jedoch dieses Jahr stattfinden. Dieses Treffen ist grundlegend für eine Zusammenarbeit, v. a. da sich herauskristallisiert hat, daß die Probleme in den verschiedenen europäischen Ländern ähnlich sind: Geldmangel (abhängig von der Organsationsform) und eine gemeinsame Form für die Öffentlichkeitsarbeit von Sakyadhita im Westen.
2.1. Vorstellung von Sakyadhita Deutschland
Sakyadhita Deutschland hat sich Ende des vergangenen Jahres zum ersten Mal getroffen. Von den 20 Mitgliedern waren sieben anwesend, dazu kamen drei Interessierte, u.a. vom Buddhistischen Kreis Stuttgart e.V. und der Stiftung für Tibetischen Buddhismus. Als weiterer Gast nahm ein Mitglied von Sakyadhita Holland am Treffen teil. Sie informierte die Anwesenden über das Projekt in Ladakh, das auf der letzten Konferenz eingeleitet worden war, die Gründung eines von Sakyadhita International gesponserten Nonnenklosters (s. o.). Informationen über den Verein „Buddhistischer Kreis Stuttgart“ begleiteten die Überlegungen von Sakyadhita Deutschland zur Gründung eines Vereins.
2.1.1. Sakyadhita als Verein
Die Bedeutung eines Vereins ist folgende: Ein Verein gibt die Möglichkeit für ein anderes Auftreten nach außen. Sakyadhita Deutschland hätte dann die Möglichkeit, z. B. Spenden zu sammeln. Mit diesem Geld könnte Sakyadhita Vorträge organisieren, um ihre Anliegen und Ziele bekannt zu machen: „Öffentlichkeitsarbeit“. Immer wieder bekam Sakyadhita Deutschland Post von Mitgliedern, die um Spendenquittungen baten. Dies ist nur möglich, wenn sich Sakyadhita, wie z. B. in USA entschließt, ein Verein zu werden. In den europäischen Ländern stellt sich, wie verschiedene Repräsentantinnen telefonisch und brieflich anklingen ließen, dasselbe Problem: Spenden fließen spärlich, da sie nicht absetzbar sind; Mitgliedsbeiträge werden bisher nur für Sakyadhita International erhoben, d.h. daß die Repräsentantinnen eventuell entstehende Kosten aus eigener Tasche bezahlen müssen. Auch das Auftreten nach außen, also die Öffentlichkeitsarbeit, wäre anders. Ein Verein hat eine Satzung, die von einem Notar beglaubigt werden muß, wird vom Finanzamt überprüft, ist also, da er sich eine rechtliche Form gibt, überprüfbar und damit für Nicht – Mitglieder und Spendenwillige etwas Handfestes.
2.1.2. Öffentlichkeitsarbeit
Zum Stichwort „Öffentlichkeitsarbeit“ gehört u. a. der Informationsaustausch mit anderen buddhistischen Gruppen, z. B. dem Netzwerk Engagierter Buddhisten mit Sitz in Berlin. Außerdem wurde der Kontakt zu den Medien gesucht, z. B. zum „Spiegel“ oder zum Frauenmagazin „Mona Lisa“ im ZDF, das Interesse gezeigt hat, an der Konferenz in Kambodscha teilzunehmen. Informationsaustausch haben wir auch mit dem Frauenbündnis, Kiel, einer Initiative der Frauenbeauftragten. In diesem Frauenbündnis sind die verschiedensten Frauengruppen u. a. das Evangelische Frauenwerk, der Frauenbuchladen, die Hausfrauengewerkschaft und nun auch das buddhistische Frauennetzwerk Sakyadhita. Ziel ist das Kennenlernen und der Informationsaustausch unter den verschiedenen Gruppen und gemeinsame Projekte. (1997 ist eine Veranstaltung zur pränatalen Implantationsdiagnostik geplant.)
Sakyadhita darf nicht ausschließlich etwas für Nonnen zu bieten haben – im Westen sind es sehr wenige: von mehr als 60000 Nonnen weltweit sind es nach Karma Lekshe Tsomo im Westen nur einige hundert -, sondern auch und gerade für Nicht-Ordinierte. Sakyadhita muß zu gesellschaftlich relevanten Themen etwas zu sagen haben, was gerade in dem oben genannten Frauenbündnis möglich und m. E. auch notwendig ist.
Schließlich leben wir im Westen nicht in einer buddhistischen Gesellschaft, sondern müssen uns mit der westlichen Gesellschaft und Kultur, – dazu gehört auch das Christentum -, auseinandersetzen. Daß Sakyadhita gesellschaftlich Relevantes zu sagen hat, zeigen die Vorträge auf den internationalen Konferenzen und die Aktivitäten der Frauen dort. So arbeitete z. B. Dr. Chatsumarn Kabilsingh (die thailändische Repräsentantin von Sakyadhita) auf der letzten Konferenz zum Thema „Prostituierte und Buddhismus“ und eine thailändische Nonne, Khunying Kanitha, bot einen Workshop zu diesem Thema an, da sie seit Jahren in einem Zentrum arbeitet, das u. a. Hilfe für ausstiegswilligen Prostituierte und Gesundheitsvorsorge anbietet und sexuell mißbrauchten Kindern hilft. Da Sakyadhita Deutschland bzw. Sakyadhita Europa zu gesellschaftlichen Themen, wie auch zu Themen den buddhistischen sangha betreffend, Stellung nehmen will, wurde auf der Mitgliederversammlung von Sakyadhita Deutschland beschlossen, aus dem bisherigen Rundbrief von Sakyadhita Deutschland eine Zeitschrift zu machen, mit dem weiteren Ziel, die Zeitschrift europaweit zu publizieren: Sakyadhita Holland erklärte sich sofort bereit für die Mitarbeit an der ersten Ausgabe. Sakyadhita England äußerte an einer europäischen Ausgabe Interesse und ist gleichfalls an einer Mitarbeit interessiert.
- Forderungen an Sakyadhita im Westen
Aus den Briefen und Anrufen, die Sakyadhita erhält, geht hervor, daß das Interesse an einer Vernetzung von Buddhistinnen im Westen sehr groß ist. Die Frage nach Frauengruppen, die zusammen meditieren, wird immer wieder gestellt. Zentren, die für Laiinnen ein Retreat ermöglichen, werden gesucht. Gibt es buddhistische Nonnenklöster hier im Westen, „wo ich mich mal vom Alltagsstreß zurückziehen kann…“, wird gefragt. Gibt es buddhistische Zentren „nur für Frauen“? Wie sieht es aus mit „buddhistischer Beratung in Krisensituationen“ für Frauen?
Aber auch eine andere Seite wird in letzter Zeit immer häufiger angesprochen. Es handelt sich dabei um gezielte Fragen zu den Reden des Buddha, zur buddhistischen Tradition von Frauen, zur sog. „Frauenfeindlichkeit“ in den buddhistischen Texten, die mit der Frage, ob es denn „Initiativen“ gebe, die frauenfeindlichen Stellen endlich zu streichen“, sehr deutlich formuliert werden. Es scheint hier bei den Frauen sehr viele Verletzungen zu geben.
Viele Frauen sind auf der Suche innerhalb der christlichen Tradition über die Feministische Theologie und dem Wunsch, sich in den Armen der „großen Göttin“ geborgen zu fühlen, zum Buddhismus gekommen, in der Hoffnung, daß dort alles anders sei: kein männlicher Chauvinismus, keine patriarchale, unterdrückerische Tradition, sondern die gleiche Möglichkeit, die Erleuchtung zu erlangen für Frauen wie Männer. Wenn diese Frauen dann die buddhistischen Texte lesen, sind sie auf dasselbe Problem zurückgeworfen, wie in der christlichen Tradition: Die Tradition ist überwiegend von Männern geprägt, und damit oft von Misogynie.
Daß die Tradition und die Textstellen, in denen der Haß auf Frauen und damit die Angst vor den Frauen zum Ausdruck kommt, nicht einfach gestrichen werden können, ist den durch Chauvinismus verletzten Frauen oft nicht einsichtig. Sakyadhita, wird gefordert, solle hier eingreifen, Initiativen starten etc. Textstellen, die uns heute nicht mehr angebracht erscheinen, zu streichen, kann natürlich nicht Ziel von Sakyadhita sein. Ziel ist es dagegen, die Auseinandersetzung mit diesen Stellen herbeizuführen, und das m. E. auch mit der Frage, wenn „das und das“ in einer bestimmten Gesellschaft gegolten hat, müssen wir es dann heute noch so ungefragt hinnehmen oder ist es nicht möglich, gerade im Westen, manche Dinge sukzessive zu ändern. Dies gilt z. B. für die Unterstellung des Nonnenordens unter den Mönchsorden. Aus damaliger indischer Tradition ist diese Unterstellung unter den Mönchsorden zu verstehen: Die Frau war als Kind in der Hand des Vaters und als verheiratete Frau in der Hand des Ehemannes. Eine selbständige Frau war für diese Zeit und diese Gesellschaft undenkbar. Heute ist die Situation zumindest bei uns im Westen eine andere, jedenfalls vom Gesetz her. Vielleicht ändern sich die Dinge auch in Zukunft in einem westlichen Sangha.
3.1. Was bietet Sakyadhita Frauen im Westen?
Aufgaben und Zielsetzungen:
Was kann Sakyadhita Frauen im Westen nun tatsächlich bieten? Sakyadhita versteht sich als buddhistisches Frauennetzwerk, das zum Ziel hat, ordinierte, wie nicht-ordinierte buddhistische Frauen zu unterstützen. Das bedeutet einerseits die finanzielle Unterstützung von Projekten in Asien, beim Aufbau von Nonnenklöstern und der Einrichtung von Bildungszentren für Frauen. Es bedeutet auch Aufklärung über die Situation von Frauen in Asien, gesellschaftlich, wie auch bezüglich der Stellung der ordinierten Frauen im Sangha und möglicher Veränderungen ihres Status.
Einen „deutschen Buddhismus“ entsprechend eines thailändischen oder tibetischen Buddhismus, wie es Ayya Kema auf der Konferenz buddhistischer Frauen 1991 in Bangkok als Vision formulierte, wird es so schnell nicht geben. Jedoch ist es denkbar, daß in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren ein Sangha von Bhiksunis und Bhiksus entsteht, der es ermöglicht, weitere Nonnen und Mönchen hier in Deutschland zu ordinieren. Es wäre dann die Frage, wie sich die verschiedenen buddhistischen Traditionen zu einer „ökumenischen“ Ordination stellen würden. Jedoch ist m. E. gerade für den tibetischen Buddhismus in Deutschland ein „deutscher tibetisch buddhistischer Sangha“, der neue Nonnen (und Mönche) ordiniert, eine durchaus realistische Zukunftsvision.
Wie aber sieht es heute mit dem Leben einer buddhistischen Nonne im Westen aus? Wie können buddhistische Nonnen im Westen ihre Existenz sichern, ohne Almosengang, ohne Spenden? Schließlich leben wir nicht in einem buddhistischen Land. Das christliche Abendland sieht buddhistische Nonnen in seiner Gesellschaft nicht vor.
Doch soll Sakyadhita im Westen nicht nur für die Ziele buddhistischer Nonnen hier Unterstützung anbieten, gefragt ist, auch den nichtordinierten Frauen, die den Buddhismus, egal welcher Schule, praktizieren, ein Forum zu bieten: Dieses Forum soll den Frauen die Möglichkeit bieten, sich über ihre Erfahrungen in den verschiedenen buddhistischen Schulen austauschen zu können und Hilfe bei Problemen bei der Meditation anbieten. Durch die Schaffung der Geschäftsstelle der Direktorin von Sakyadhita Europa ist es u. a. möglich geworden, Termine zu koordinieren und Adressen von buddhistischen Zentren im Westen, wie auch von Klöstern in Asien zu erhalten.
Die Nachfrage nach Klöstern und Retreatzentren, in denen Frauen für eine gewisse Zeit mit anderen Frauen zusammen leben und meditieren können, ist groß. Es scheint, daß die Frauen hier im Westen, die an spirituellem Leben und spiritueller Praxis interessiert sind, sich, wie schon angedeutet, nicht in den beiden großen christlichen Kirchen aufgehoben fühlen. Daß der Wunsch nach einem spirituellen Leben ein gesellschaftlich ernst zu nehmender Faktor ist, zeigt sich auf den „Conferences on Buddhist Women“, auf denen die Frage nach Ordination zur upasika, wie auch zur Noviz-Nonne immer wieder zum Thema wird. Dies wird gleichfalls durch die Briefe deutlich, die den Länderrepräsentantinnen von Sakyadhita im Westen zugehen. Bisher ist es Sakyadhita Europa nur möglich als Anlaufstelle für solche Anfragen, wie die oben genannten, zu dienen. Sie dient der Vernetzung, der Beratung und als Informationsbüro.
- Sakyadhita im Westen – eine Vision
Sollte es Sakyadhita Europa gelingen, die Vernetzung unter den Ländern, in denen es gewählte Vertreterinnen von Sakyadhita International gibt, zu verstärken, u. a. mit der erwähnten Publikation einer Zeitschrift für Sakyadhita Europa, so besteht die Möglichkeit in den nächsten zwanzig Jahren ein europäisches „ökumenisch“ buddhistisches Frauenbildungs- und Informationszentrum aufzubauen: Ein Institut, das mit dem Aufbau einer Bibliothek zum Thema „Frau und Buddhismus“ und mit Vorträgen von Lehrerinnen der verschiedenen buddhistischen Traditionen den „Töchtern des Buddha“, Sakyadhita, in Europa einen Ort verschafft, der zur Beratung und Information dient, der aber auch Raum gibt zur Meditation und Praxis und vor allem auch zur buddhistischen Frauenforschung.
Link zum Artikel: relkultur26-12